Eine kurze Geschichte der Musik (Auszug)
mit freundlicher Genehmigung von Marco Breddin

 

Eigentlich begann ja alles mit einer Person namens Mad Max, Haus- und Hofmusiker der Exceptions. Jene Person war emsig damit beschäftigt, sämtliche bis dato veröffentlichten Tracks des C64 Fanatisten und Komponisten Rob Hubbard zu konvertieren - eine Heidenarbeit bei ca. 100 Stücken!

Dazu kam die Schwierigkeit der limitierten Möglichkeiten eines YM2149 - Mad Max leistete jedoch ganze Arbeit und bescherte der ST-Gemeinde die bis dahin wohlklingendsten Musikstücke in Form eines Demos mit Menüoption: B.I.G. Music Demo. Es gelang ihm eine Musik-Maschine zu entwickeln, die den Klängen des SID schon um einiges näher kam als alles bisher dagewesene. Nach seinem "Gesellenstück" verfeinerte der Musikfreak seine Engine noch etliche Male und brachte es mit unzähligen Stücken, zuerst in der Szene und später auch kommerziell, zur Meisterschaft. Jede zweite Demo beinhaltete eine seiner Kompositionen. Diese neue Saat erzeugte üblicherweise fruchtbaren Boden für Nachkömmlinge, und so schöpften wieder viele Hoffnung für den kleinen Musikchip.

In Mad Maxes Stücken tauchte unterdessen vermehrt ein Effekt auf, den man später den Buzz-Effekt nannte, was von dem summenden, fast bassigen Geräusch herrührte, das erzeugt wurde. Dieser Effekt gab dem Sound mehr Tiefe, mehr Bass und erlöste viele gepeinigte Ohren von den sonst durchgängig hochfrequenten, eher piepsigen Tönen. Das Buzzing wurde fester Bestandteil der meisten von Mad Max programmierten Stücke und fand weite Verbreitung.

Später spielte der Meister auch noch mit digitalisierten Geräuschen, vornehmlich ganzen Drumsets, die eine Stimme belegten und in Verbindung mit dem sonst eher piepsigen ST-Sound eine reizvolle Mixtur ergaben. Der Atari bot zwar keine umwerfenden speichertechnischen Möglichkeiten, jedoch mit niedrigen Frequenzen um die 10-15 KHz konnte man schon sehr gut mit den kurzen perkussiven Anschlägen eines Schlagzeugs arbeiten.

Schließlich musste gespart werden wo man nur konnte, denn die entstandenen Programme, Spiele oder Demos mussten sich mit Disketten, die im hochformatierten Zustand ca. 850 KB umfassten, begnügen.

Einen entscheidenden Faktor in der weiteren Entwicklung des ST-Sounds trug eine Gruppe mit dem energisch klingenden Namen - Synergy - bei. Die aus Frankreich stammende Demogruppe machte sich einen Namen mit der von allen für höchst unwahrscheinlich gehaltenen realen Imitation einer SID-Stimme, komplett frequenzmoduliert! Das heißt, zwei normale ST-Stimmen und ein imitiertes Geräusch, das sehr stark an eine zu hoch gespielte Trompete erinnert, jedoch sehr synthetisch.

Der Faktor der Synthese ist in dieser Zeit allgegenwärtig und in allen Computerstimmen der 80er Jahre zu hören.

Der Faktor der Synthese machte einfach den Sinn und die Sinnlichkeit eines nachempfundenen realen Geräuschs, der aus heutiger Sicht archaisch anmutenden Technik, überhaupt erst interessant, überhaupt erst kurios!

Die Entwicklung in der gereizten Atmosphäre genervter Eltern, die voller Unverständnis auf ihre von infantiler Piepserie (oder wie auch immer) befallenen Kinder blickten, nahm ihren Lauf und gipfelte in der programmtechnischen Leistung von Synergy, zwei SID-Stimmen zu imitieren ... ohne größere Verschwendung von intensiver Rechenzeit!

Eine Demonstration folgte, womit auch das letzte große bemerkenswerte ST-Demowerk vollendet sein sollte...Scavenger, ein Musiker der Gruppe, multiplizierte durch seine sowohl beeindruckenden Kompositionen als auch durch seinen meisterhaften Umgang mit den neuen Möglichkeiten der SID-Generation diese Demonstration zu etwas ganz besonderem...