Ende eines Traums?
Lange Zeit galt Thalion als eine der innovativsten Firmen auf dem deutschen Softwaremarkt. Mit Produkten wie Warp, Lionheart oder No Second Prize schufen sie sich ein fabelhaftes Image. Doch nun steht das Ende von Thalion kurz bevor. Wir sagen Euch, warum!
Die Anfänge Gegründet wurde Thalion im Jahre 1988 von Holger Flöttmann, der kurz zuvor Rainbow Arts verlassen hatte. Er gründete Thalion mit der Vision, technisch brillante Spiele von internationalem Standard zu produzieren. Warp, das erste Spiel, konnte mit einem für ST-Verhältnisse noch nie dagewesenen multidirektionalen Scrolling aufwarten, doch bis das Spiel endlich auf den Markt kam, war es schon längst überall als Raubkopie erhältlich. Die enorm hohen Entwicklungskosten wurden leider nie hereingeholt. Der nächste Meilenstein war das erste Mega-Rollenspiel aus Deutschland. Erik Simon werkelte mehrere Jahre an Dragonflight herum, was Thalion fast an den Rand des Ruins brachte, denn die laufenden Kosten konnten kaum gedeckt werden. Ein hervorragendes Image brachten zumindest Chambers of Shaolin und Wings of Death ein, die beide von Marc Rosocha (Eclipse) entwickelt wurden. 1991 verließ Holger Flöttmann schließlich Thalion, um mit Ascon einen neuen Start zu wagen. Der zweite Start |
Die Zukunft Mit Marco Hüssges trat mittlerweile ein neuer Geschäftsführer ans Werk, der die Firma komplett umstrukturieren will oder auch muss. Nach der einen oder anderen Fehlinvestition in Sachen Entwicklungsaufwand wurde nun die Entscheidung getroffen, nur noch mit freien Mitarbeitern zusammenzuarbeiten. Dies senkt das finanzielle Risiko auf ein Minimum und die Zuverlässigkeit gleich noch mit dazu. Eine neue Simulation vom Airbus-Autor steht kurz vor der Fertigstellung. Ob die jedoch jemals erscheinen wird, stelle ich hiermit in Frage. Ob für technisch veraltete Simulationen wie Airbus jedoch noch ein Markt vorhanden ist, ist zweifelhaft. Aller guten Dinge sind drei, somit wäre für die dritte Periode bei Thalion eigentlich alles klar. Doch ohne ein Entwicklungsteam nutzen auch Namen wie Lionheart oder die Amber-Saga nichts, denn wer sollte diese Spiele nun in der gleichen Qualität fortführen? Erik Simon und sein Ambermoon-Team arbeiten mittlerweile an dem Rollenspiel Albion für Blue Byte. Eine Amiga-Version wurde zwar angefangen, ist jedoch nicht zu erwarten, da Blue Byte dem Amiga-Markt keine Chancen mehr einräumt.
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Das war einmal... |
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Eines der besten Entwicklungsteams aller Zeiten war im September 1993 bei Thalion vertreten. Mittlerweile ist von diesem Team niemand mehr übrig. Wir sagen Euch was mit ihnen passiert ist. |
Erwin Kloibhofer: Der Programmierer von Lionheart ging bereits im Januar 1993 und arbeitet jetzt für Psygnosis. |
Karsten Köper: Der Designer von den Rollenspielhits Amberstar und Ambermoon arbeitet nun bei Korona Soft. |
Christian Jungen: Das Allroundtalent im Thalion-Team wechselt mit zu Blue Byte. |
Monika Krawinkel:
Auf diesem Bild konnte Monika Krawinkel noch lachen. Aufgenommen wurde es im September 1992, als sie noch fleißig mit der restlichen Crew an Ambermoon bastelte. Sie gehörte zu den Grafikerinnen, die am längsten in der Branche dabei waren. Schon 1987 malte sie bei Rainbow Arts die Grafiken für Hits wie Bad Cat. Sie drängte niemals an die Öffentlichkeit, obwohl sie zweifellos die beste und hübscheste Grafikerin war, die dem Autor (Hans Ippisch) jemals begegnet ist. Im Sommer 1993 verließ sie Thalion als eine der ersten und widmet sich seitdem ihrem Baby und ihrem Ehemann. Vielen Dank für die wunderschönen Grafiken, Monika ! |
Thorsten Mutschall: Der Allroundgrafiker wechselte zusammen mit den anderen zu Blue Byte nach Mülheim. |
Jurie Hornemann: Der zurückhaltende Programmierer von Ambermoon siedelte ebenfalls nach Mülheim über. |
Henk Nieborg: Der holländische Grafikkünstler, der bereits Lionheart zum Hit machte, arbeitet nun auch für Psygnosis. |
Michael Bittner: Der 3D-Routinen-Künstler und Programmierer von No Second Prize arbeitet als freier Programmierer. |
Erik Simon: Der Entwicklungsleiter und Thalion-Oldie wechselte im Januar ebenfalls zu Blue Byte. |
Quelle: AMIGA GAMES Sonderheft 1/94
Umbruch bei Thalion
Die Gütersloher Spieleschmiede war in Finanznöte
geraten, jetzt soll alles besser werden: Mit Marco
Hüsges wurde ein neuer Geschäftsführer gefunden, der
die Firma komplett umstrukturieren will... Im Zuge dessen
soll die komplette Programmierabteilung aufgelöst
werden, zukünftig will man die Software von freien
Mitarbeitern schreiben lassen - das Designerteam um Erik
Simon (Ambermoon) wechselte geschlossen zu Blue
Byte. Ob Thalion weiterhin aufwändige Rollenspiele
veröffentlicht, steht somit in den (Bernstein-) Sternen,
die Simulationen des Airbus-Designers Bopf wird
es aber weiterhin geben - ein Helikopter und der
Propellerflieger JU-52 stehen bereits auf der digitalen
Startrampe. (Amiga Joker)
Thalion ist trotz teilweise sehr erfolgreicher Produkte mittlerweile pleite gegangen! (Amiga Joker 6+7/94)
Rumours of our death...
Lips began to quiver. Strong cups of tea were duly handed
out. For a moment, it looked like the unthinkable had
happened and Thalion had gone toes up. To quote from a
press release received from Blue Byte software, the
authors of Battle Isle and The Settlers,
to name but a couple of games: "The former creative
and development team (Erik Simon, Jurie Hornemann,
Thorsten Mutschall, Christian Jungen and Tobias Franz) of
Thalion, who created products like Dragonflight,
Wings of Death, Trex Warrior, Amberstar,
No Second Prize, Lionheart and of
course Ambermoon, will be employed at Blue Byte
from January 2nd." Don't cry too hard,
though, as this is not actually the end of Thalion, more
a transition from a development house to a publishing and
distribution company. Although Thalion no longer have an
inhouse programming team, they will still be releasing
third party developed software, such as A320 Night
Approaches, Ambermoon and Air Sea
Rescue. CD32 conversions of Lionheart
and No Second Prize are imminent, but a sequel
to the latter "in some doubt", according to
Thalion's UK representative Tony King. The team that have
gone to Blue Byte are the team responsible for the
original, and without them, the chances of the promised
follow up with full texture mapping etc. look tiny. We'll
bring you more as soon as we have it. (CU Amiga
Magazine, issue 48)
Programmers desert Thalion
Top German games developers Thalion have experienced a
major setback with the loss of several key staff to
rivals Blue Byte. Erik Simon, Jurie Hornemann, Thorsten
Mutschall, Christian Jungen and Tobias Franz - the team
responsible for games such as Dragonflight, Amberstar
and No Second Prize - deserted Thalion at the
end of last year following protracted internal wrangles.
[...] (Amiga Format, issue 56)
La loi de Thalion
L'équipe de développement de
Thalion ayant déjà à son actif Dragonflight, Wings
of Death, Trex Warrior, Amberstar,
No Second Prize, Lionheart... vient de
rejoindre l'éditeur allemand Blue Byte. Une migration
moins catastrophique qu'elle ne paraît puisqu'il s'agit,
pour Thalion, d'une étape de transition entre le status
de société de développement et celui de société
d'édition. Thalion ne distribuera donc plus que des
programmes créés en externe. La société annonce ainsi
A320 Night Approaches, le très attendu Ambermoon
et Air Sea Rescue pour Amiga ainsi que No
Second Prize et Lionheart pour la CD32.
(Amiga Dream, No 5 - Mars 1994)