Das beste Grafiktool
auf dem Atari ST
Über den Autor dieser Zeilen: Erik Simon ist seit einigen Jahren begeisterter Benutzer von Malprogrammen auf dem C-64 und dem Atari ST. Seit einem halben Jahr hat er sein Hobby zum Beruf gemacht. Die Grafiken folgender Spiele stammen von ihm: To be on Top ST (Rainbow Arts, bereits erschienen), Warp (Thalion Software GmbH, erscheint demnächst), Dragonflight (Thalion Software GmbH, erscheint im Sommer).
Jeder ST-Besitzer kennt es. Sogar fanatische Jünger des Monochrom-Monitors haben zumindest etwas davon gehört. Es begleitete die Geschichte des ST von Anfang an. Fast jeder hat es, doch wissen nur wenige, was sie daran haben. Scharfsinnige Leser der Überschrift wissen schon längst, wovon hier die Rede ist: NEOchrome, der Urvater aller Grafikprogramme auf dem Atari ST. Dieser Artikel wird Ihnen die Geschichte eines PD-Malprogrammes erzählen und, was natürlich viel wichtiger ist, er wird Ihnen die Bedienung des Programmes erläutern. Sie werden einige versteckte Fähigkeiten von NEOchrome kennenlernen, die weit über das Maß der durch Menüpunkte offensichtlichen Funktionen hinausgehen. Daraus wird sich schließlich begründen, was seit langer Zeit meine feste Überzeugung ist: NEOchrome ist das beste Malprogramm für den Atari ST!
Begonnen hat alles in den ersten Tagen der Auslieferung des "Sixteen-Thirtytwo". Neben so herausragenden Produkten der Programmierkunst und -schnelligkeit wie Logo und dem ersten ST-Basic (ächz!) konnte man ein nur ca. 30 KB langes Programm namens NEO.PRG auf den beiliegenden Disketten entdecken. Es handelte sich um die Version 0.5, die den dünn gesäten Besitzern eines Farbmonitors immerhin schon Dutzende von Farben (im Farbmenü) entgegenschleuderte. Programmierer dieses kleinen Kunststücks und der späteren Versionen ist Mr. Dave Staugas, seines Zeichens Systemprogrammierer bei ATARI und Mitautor des Betriebsystems. Zusammen mit dem wohl bekanntesten Bild der damaligen Zeit (erinnern Sie sich noch an den prächtigen Wasserfall?) stellte NEOchrome V0.5 ein "echtes" PD-Programm dar, es durfte von jedem Atari-Händler weiterkopiert werden. Wenig später kursierte eine Version 0.6 in der Atari-Szene. Diese verfügte über einige zusätzliche Menüpunkte, die allerdings allesamt einen kleinen Nachteil aufzuweisen hatten: Sie funktionierten in keiner Weise. Da diese Version ferner die unangenehme Angewohnheit hat, ab und an das Menü in das "darunterliegende" Bild zu kopieren, kann man V0.6 getrost in den Papierkorb schieben, V0.5 ist schlichtweg besser. Offensichtlich wurde Dave Staugas eine Version, an der er gerade arbeitete, unter den Fingern wegkopiert. So mancher Monat ging ins Land, bis ein Ereignis eintrat, auf das der Schreiber dieser Zeilen schon ungeduldig gewartet hatte: NEOchrome V1.0 war da! Um einige wichtige Menüpunkte bereichert, stellte es nun ein professionelles Arbeitswerkzeug zum Erstellen von Bildern und Spielen dar. Doch dazu später mehr. Anzumerken ist an dieser Stelle nämlich, dass NEOchrome in der Version 1.0 genaugenommen kein PD-Programm mehr darstellt. ATARI sollte dieses Programm eigentlich verkaufen, doch abgesehen davon, dass dies nie geschehen ist, betrachteten die Atari-Händler V1.0 genauso als PD wie die vorangegangenen NEOchrome-Versionen. So kann man heute eigentlich davon ausgehen, dass jeder Malprogramm-Interessierte die Version 1.0 in seinen Händen hat. Mr. Staugas war von diesem Schnitzer ATARIs natürlich nicht sonderlich begeistert, was unter anderem der Grund dafür ist, dass bis auf den heutigen Tag kein weiteres NEOchrome-Update vorliegt. Doch auch in der jetzigen Form kann NEOchrome überzeugen.
Bevor wir zur genauen Beschreibung aller Funktionen kommen, möchte ich kurz die grundsätzlichen Vorteile von NEOchrome erwähnen. Die wohl beste Einrichtung stellt zweifellos die Lupe von NEOchrome dar. Sie ist schnell, und vor allem: Sie ist bei allen (!) Funktionen aktiv. Wer einmal nicht nur Pixel im "Zoom"-Modus gesetzt hat, sondern auch Linien ziehen, Blöcke ausschneiden usw. mit Lupe vollbringen durfte, mag dies mit keinem anderen Programm mehr tun. Zum zweiten ist NEOchrome schnell, sehr schnell (probieren Sie einmal bei irgendeinem anderen Malprogramm auf ST und Amiga, einen gefüllten Kreis zu ziehen oder stufenlose Verkleinerungen zu machen!). Es beinhaltet (fast) alle Funktionen zum Erstellen guter Bilder und belästigt den Benutzer nicht durch einen Rattenschwanz von Menüpunkten, die er niemals benötigt. Der durchdachte Menüaufbau erlaubt eine aüßerst schnelle Farbwahl und Bedienung aller Funktionen. Zu guter Letzt hat NEOchrome Funktionen und Schnittstellen, mit deren Hilfe man bewegte Grafiken erstellen und in eigene Programme einbinden kann. Nun geht es aber endlich ins Detail. Im Folgenden werde ich von oben nach unten sowie von links nach rechts alle Menüpunkte aufführen und sowohl die offensichtlichen Funktionen als auch die jeweiligen "versteckten" Extras erläutern.
DIE FARBPALETTE
Am obersten Ende der Menübildhälfte finden Sie die sechzehn Farben, mit denen Sie Ihr Bild malen können. Mit der linken Maustaste klicken Sie die Farbe an, mit der Sie malen wollen. Ein kleines Dreieck erscheint unter dem gewählten Farbregister. Zwei der Farbregister haben eine "Spitze". Gehen Sie auf ein "spitzes" Farbregister, drücken Sie die rechte Maustaste, und schon können Sie die "Spitze" verschieben. Dies markiert einen Bereich von Farben, der für spätere Funktionen benötigt wird. Zur Palette gehört die kleine Box halbrechts oben, neben der "UNDO"-Box. Mit ihr können die Farben verändert werden. Klicken Sie mit der linken (addiert 1) oder der rechten (subtrahiert 1) Maustaste auf die Digitalzahlen der Box, um den RGB-Wert der Farbe einzustellen. Gefällt Ihnen der Farbton, dann machen Sie einen Doppelklick auf das Farbfeld links neben den Zahlen. Die Farbe wird dann in das angewählte Farbregister übernommen. Ein Doppelklick auf ein Farbregister übernimmt dessen Farbwert in die Einstellbox. Sie können auch direkt eine Farbe aus dem Farbmenü in der Mitte holen, ein Doppelklick auf die gewünschte Farbe genügt. Das Farbmenü kann verschoben werden, um alle 512 Farben des ST zu erreichen. Einfach in das Farbmenü wechseln, die rechte Maustaste drücken, und die Maus nach links und rechts bewegen.
FARBPALETTENANIMATION (COLOR CYCLING)
Die zwei Pfeile links und rechts neben der Farbeinstellbox dienen der Palettenanimation. Dabei werden die Farben in dem Bereich zwischen den beiden "spitzen" Farbregistern (siehe oben) zyklisch (im Kreis herum) vertauscht. Dadurch lassen sich schöne Effekte, wie beispielsweise fließendes Wasser erzeugen. Die zwei Pfeile zeigen die Richtung des Vertauschens an. Klicken Sie mit der linken Maustaste auf einen Pfeil, werden die Farben um eine in die entsprechende Richtung rotiert. Die rechte Maustaste bewirkt ein ständiges Vertauschen der Farben. Die Geschwindigkeit des Vertauschens wird folgendermaßen bestimmt:
Rotieren nach links: | Linke Maustaste - schneller | Rechte Maustaste - langsamer |
Rotieren nach rechts: | Linke Maustaste - langsamer | Rechte Maustaste - schneller |
Angehalten wird die Palettenanimation durch Drücken auf den Pfeil der jeweils entgegengesetzten Richtung. Das alles klingt komplizierter als es ist; probieren Sie es aus und Sie werden sich schnell daran gewöhnt haben.
FULL SCREEN
Lässt das Menüfeld verschwinden, die angewählte Funktion kann auf dem ganzen Bildschirm ausgeführt werden. Ein Druck auf [Esc] bewirkt das gleiche.
JACK KNIFE (Taschenmesser)
Jack Knife ist eine Funktion um unregelmäßige Blöcke auszuschneiden, wie es sie meines Wissens in keinem (!) anderen Malprogramm gibt. Sie können mit der linken Maustaste eine völlig beliebige Linie (wie beim freihändigen Malen) um einen Grafikbereich ziehen. Dieser wird nach Loslassen der Taste in einen Block (sie können auch Brush dazu sagen) verwandelt. CUT schneidet diesen Block aus, COPY kopiert ihn lediglich, CLEAR löscht den umrissenen Bereich und PASTE bringt ausgeschnittene Blöcke wieder auf den Bildschirm. Alle diese Punkte lassen sich auch mit den Funktionstasten auslösen. Der umrandete Block lässt sich mit der linken Maustaste über den Bildschirm bewegen. Klicken Sie neben den Block, um ihn auf die Grafik zu "kleben".
Was nicht jeder weiß, ist die Tatsache, dass beim Verschieben des Blocks mittels der rechten Maustaste mit dem Block wie mit einem Pinsel gemalt werden kann! Ich kenne so manches Malprogramm, das für diesen simplen Tastendruck mindestens einen Menüpunkt benötigt. Weiterhin lassen sich in der rechten unteren Ecke des Jack Knife-Menüs drei Modi einstellen. Beim ersten Modus wird die im Block vorkommende Hintergrundfarbe beim Einsetzen des Blockes gelöscht, der Block ist "undurchsichtig". Im zweiten Modus passiert eben dieses nicht, die eventuelle Hintergrundfarbe im Block ist "transparent". Der letzte Modus ist wieder ein NEOchrome-Unikum. Er schiebt den ausgeschnittenen Block in den Hintergrund der Grafik auf dem Bildschirm, was einen verblüffenden Effekt zur Folge hat! Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Jack Knife einer der herausragendsten NEOchrome-Teile darstellt, er ist besonders beim Malen von Animationen aüßerst nützlich (übernehmen von Körperteilen etc.).
GRABBER
Mit dem Grabber lässt sich der Bildausschnitt über dem Menü in vertikaler Richtung verschieben. Gehen Sie mit der Mauszeigerhand in das Bild, drücken Sie die linke Taste und bewegen Sie die Maus nach oben oder unten. Auch hier gibt es einen "versteckten Menüpunkt". Wenn Sie die rechte Maustaste drücken, wird eine "pick color"-Funktion ausgeführt; das kleine Dreieck in der Farbpalette springt auf das Farbregister, dessen Farbe Sie in der Grafik mit dem Grabber angeklickt haben.
COPY BOX
Die Copybox beinhaltet Kopierfunktionen aller Art und eine äußerst nützliche Farbumrechnungsoption. Bei aktivierter Copybox können Sie mit der linken Maustaste im Bild einen Rahmen erzeugen, in diesem Bereich werden alle nachfolgenden Aktionen ausgeführt. CUT, COPY, PASTE, CLEAR sowie die beiden Modi entsprechen dem Jack Knife und müssen wohl nicht mehr näher erläutert werden. ROTATE rotiert den Ausschnitt um 90° (wer hätte das gedacht). H-FLIP und V-FLIP spiegeln horizontal bzw. vertikal.
T-EDGE ist eine ganz merkwürdige Funktion. Am besten sieht man ihre Wirkung, wenn man eine einfarbige Grafik einrahmt, die Farbe der Grafik in der Palette anwählt und T-EDGE anklickt. Die Grafik wird gewissermaßen ausgehöhlt und mit einem Umriss versehen. Ihre berechtigte Frage wird wohl in etwa lauten: "Wofür um alles in der Welt soll denn der Quatsch gut sein?". Nun, man sieht an diesem Menüpunkt, dass Dave Staugas aus der Praxis kommt. Diese Funktion ist sehr nützlich, um "Masken" für Shapes (bewegte Figuren) zu erstellen, die ein Pixel größer als das Shape selbst sind. Später im Programm haben die Shapes einen Umriss, der sie gut vom Hintergrund abhebt.
Das große S dient zum Einschalten der stufenlosen Vergrößerung/ Verkleinerung. Klicken Sie es an, ziehen Sie den gewohnten Rahmen im Bild, gehen Sie in die untere rechte Ecke des Rahmens (unheimlich praktische Lupe, nicht wahr?), halten Sie die linke Maustaste gedrückt, und bewegen Sie die Maus. Der Grafikblock nimmt nun jede gewünschte Größe an. Es ist auch möglich, die Grafik irgendwo in dem gewählten Block zu "ziehen", aber das ergibt keine so gute Kontrolle wie in den Eckpunkten. Die letzte Funktion in der Copybox ist die Farbvertauschfunktion rechts unten. Auch dieser Menüpunkt ist in kaum einem anderen Programm zu finden und in der Praxis nahezu unentbehrlich. Bekanntlich wird jede der 16 möglichen Farben im Bild durch ein Bitmuster aus vier Bit (= vier Planes) dem entsprechenden Farbregister zugeordnet. Die Funktion ist nun dazu in der Lage, zwei Bitmuster des Bildes (oder eines eingerahmten Auschnittes) zu vertauschen oder ein Bitmuster in ein anderes umzurechnen. Anwendung findet dies in vielfältiger Weise. Nehmen Sie an, Sie wollten eine Farbe aus Ihrem Bild löschen: Wandeln Sie einfach das Bitmuster dieser Farbe in das der Hintergrundfarbe um! Oder Ihr Bild hat vier Blautöne in Farbregister 1...4. Sie wollen nun aus einem anderen Bild eine blaue Kugel aus fünf Blautönen in Farbregister 11...15 übernehmen. Rechnen Sie einfach die Bitmuster der Kugel um! Oder Sie haben schon 16 Farben in Ihrem Bild benutzt, brauchen aber dringend noch eine weitere: Rechnen Sie doch zwei Bitmuster ähnlicher Farben in eines der beiden um, schon können Sie das freigewordene Farbregister mit einer neuen Farbe belegen. Die Möglichkeiten dieser Funktion sind sehr vielfältig. Angewendet wird sie folgendermaßen: Wollen Sie zwei Bitmuster vertauschen, so stellen sie die "Spitze" im Farbregister auf die gewünschten zwei Farben. Achten Sie darauf, dass das kleine Dreieck auf keiner der beiden Farben steht. Ziehen Sie einen Rahmen, wenn nur ein Teil des Bildes umgerechnet werden soll. Klicken Sie die Umrechnungsfunktion an. Sie werden sehen, dass die zwei Farben (genauer gesagt ihre Bitmuster) im Bild vertauscht sind. Vertauschen Sie nun noch die Farbwerte in den Farbregistern, so ist wieder alles scheinbar beim Alten. Wollen Sie ein Bitmuster in ein anderes verwandeln, führen Sie die gleichen Schritte aus, aber stellen Sie das Auswahldreieck auf die Farbe ein, in welche die andere umgewandelt werden soll. Alle Blockfunktionen lassen sich auch mit den Funktionstasten bedienen. Noch ein kleiner Tipp: Drücken Sie die rechte Maustaste innerhalb eines Blockes, so wird dieser auf die darunterliegende Grafik kopiert, ohne seinen Rahmen zu verlieren.
TEXT
Die Systemfonts in allen Variationen können mit der Textfunktion auf den Bildschirm gebracht werden. Das Menü bedarf nicht vieler Erklärungen. ALIGN gibt an, ob der Text nach rechts, links oder die Mitte geschrieben wird. FACE wählt zwischen den normalen Buchstaben und den Sonderzeichen des ST-Fonts aus. Wenn Sie Ihre Schriftart gewählt haben, können Sie einen Cursor mit der Maus beliebig im Bild positionieren. Einmal auf die linke Taste geklickt und schon kann ab dort geschrieben werden. Farbe, Textgröße und -aussehen lassen sich während des Schreibens ändern.
PENCIL
Dies ist der "normale" Malstift. Die linke Maustaste malt mit der gewählten Farbe, die rechte löscht die Punkte wieder.
LINE DRAW
Im Linedraw-Menü wird die Dicke der Linie bestimmt. Halten Sie zum Linienziehen die linke Maustaste gedrückt, wird eine einfarbige Linie gezogen. Benutzen Sie die rechte, so wird die Linie in Farben unterteilt, die innerhalb des mit den "Spitzen" eingestellten Farbbereichs liegen (ergibt schöne Effekte im Zusammenhang mit Palettenanimation!). Drücken Sie während des Ziehens einer Linie gleichzeitig die andere Maustaste, so verschwindet die Linie.
AREA FILL
Die Funktion füllt einen Farbbereich mit der angewählten Farbe, ist ansonsten aber eher harmlos.
MISCELLANY (DAS "&" - MENÜ)
Dieser Menüpunkt enthält verschiedene nützliche Kleinigkeiten: UNDO COLOR macht eine gerade gemachte Änderung im Farbregister rückgängig. UNDO PALETTE führt das gleiche für alle Farbregister durch. Diese Menüpunkte funktionieren auch nach dem Laden eines neuen Bildes und sind dort besonders nützlich. Mit "X:/ Y:" schalten Sie die Koordinatenausgabe aus und an. Für den Programmierer besonders nützlich sind die CUT- und MASK-Funktionen. CUT bringt einen ausgeschnittenen Block automatisch auf Wortgrenze und speichert ihn als Sourcecode (!) ab (Format: dc.w $ 0010, $ 5050,...). Ähnliches passiert bei MASK, nur wird hier eine 1-Plane-Maske des Blockes als Source gespeichert. Somit lassen sich Grafiken leicht in Assemblerprogramme einbinden.
BRUSHES
Verschiedene Pinsel werden zum Malstift. Hier gibt es wieder ein Bonbon: Benutzt man zum Malen die rechte Maustaste, wechselt der Pinsel die Farben innerhalb des nun schon so oft beschriebenen Farbbereichs. Auch hier kommen im Zusammenhang mit Palettenanimation sehr schöne Effekte zustande.
DISK
Linke Maustaste speichert ein Bild ab. Außerdem kann hier das Programm verlassen werden. Mit Hilfe der rechten Maustaste sind Sie in der Lage, ein Bild zu laden.
SHAPES
Alle möglichen Arten von Kreisen, Ellipsen, Rechtecken und Vielecken, gefüllt oder auch nicht, mit oder ohne Rahmen, können hier erzeugt werden. Die Bedienung ist einfach und bedarf keiner Erklärung. Beachtenswert ist auch hier die Ausführungsgeschwindigkeit.
ERASER
Das "Radiergummi". Ein kleines Quadrat dient zum Auslöschen größerer Flächen. Ein Doppelklick mit der linken Maustaste löscht den sichtbaren Bildausschnitt (Vorsicht! Keine Sicherheitsabfrage!). Ein Doppelklick mit der rechten Taste löscht nach einem Requester das gesamte Bild.
NOZZLES
Verhalten sich ähnlich wie Brushes, nur anders (?!). Im Klartext: Die Pinselstriche werden vom Programm nicht "nachgeführt". Dadurch ergibt sich bei schneller Mausbewegung auf kleinem Raum ein Sprüheffekt. Der Trick mit der rechten Maustaste funktioniert auch hier.
GRID
Teilt alle Mausbewegungen in ein 8×8-Gitter ein.
Zum Abschluss nun noch ein wirklich heißer Trick und ein Gag am Rande! In NEOchrome V1.0 steckt ein Animationstool! Leider ist Dave Staugas nicht damit fertig geworden, und deshalb hat er es regelrecht versteckt. Bevor ich Ihnen verrate, wie Sie den verborgenen Programmteil aktivieren, möchte ich daran erinnern, dass der Animationsteil noch nicht ganz fehlerfrei ist. Insbesondere empfiehlt es sich nicht, UNDO zu drücken oder das Menü auszublenden, während die Animation angewählt ist. Am besten speichern Sie Ihr Bild ab, bevor Sie das Animationstool benutzen. Aber keine Angst, ich arbeite seit eineinhalb Jahren damit und wenn man die unfertigen Teile kennt, ist der Animationsteil eine wirkliche Hilfe. Er ist nämlich sehr einfach zu bedienen und die Animationen können sofort korrigiert werden ohne das Programm zu wechseln. Um das Animationstool aufzurufen, gehen Sie in den "GRABBER", fahren mit dem Mauszeiger nun ganz genau in die Schleife des zweiten "R" des Wortes "GRABBER" (rechts) und drücken die rechte Maustaste. Wie von Geisterhand bewegt, erscheint nun eine kleine Kamera neben dem "DISK"-Icon und das Animationstool erscheint!
ANIMATE
Ziehen Sie mit der linken Maustaste einen Rahmen in der Größe der zu animierenden Figur. Nun halten Sie die rechte Maustaste gedrückt. Jetzt können Sie mit der Maus das gesamte Bild durch den gewählten Auschnitt schieben, bis die gewünschte Figur richtig im Rahmen steht. Klicken Sie im Animationsmenü auf "ADD", um das Bild in den Animationsspeicher zu übernehmen. Nun schieben Sie die nächste Phase Ihrer Figur in den Rahmen, wieder ein "ADD" und so weiter, bis alle Animationsphasen erfasst sind. Schieben Sie dann den Ausschnitt wieder auf die erste Phase (nein, ich weiß auch nicht, warum das so sein muss). Anhand der Pfeile im Animationsmenü werden jetzt die Bilder nacheinander angezeigt, die Animation kann nun begutachtet werden. Die Bedienung der Pfeile erfolgt auf ähnliche Weise, wie es bereits bei der Palettenanimation beschrieben wurde. "LOAD" und "SAVE" funktionieren, aber bekommen Sie keinen Schreck angesichts der nicht restaurierten Fileselectbox.
Die letzte mir bekannte Besonderheit von NEOchrome ist ein File namens NEO.MCP. Nach diesem sucht das Programm nämlich beim Starten. Es ermöglicht Ihnen, die Farben im Farbmenü selbst zu bestimmen! Das File muss nur 512 Wörter enthalten, diese sollten direkt die gewünschten RGB-Farbwerte darstellen.
Nach dem Kennenlernen all dieser NEOchrome-Geheimnisse stimmen Sie sicherlich mit mir überein, dass dieses Malprogramm einen Platz ganz oben in der Grafiktool-Hitparade verdient hat, oder? Schade nur, dass es für seinen Autor so wenig erbracht hat. Vor einiger Zeit habe ich Dave Staugas einen nicht unbeträchtlichen Betrag an "Deutschmark" geschickt, zusammen mit einigen Lobpreisungen über sein Programm. In seiner Antwort schrieb Dave, dass er eigentlich nicht mehr an NEOchrome hätte arbeiten wollen, dass er sich jedoch bei mehr "Fanpost" dieser Art noch einmal an die alten Sources setzen wolle, um einige lang geplante Verbesserungen einzubauen. Deshalb möchte ich Sie um etwas bitten: Sollten Sie öfter mit NEOchrome arbeiten oder haben dies für die Zukunft geplant, geben Sie sich einen Stoß und schicken Sie dem guten Mr. Staugas eine kleine finanzielle Aufmerksamkeit. Vielleicht kommen wir ja doch einmal in den Genuss von NEOchrome V2.0! Erreichen können Sie ihn unter folgender Adresse: ATARI Corp. · Personal Mr. Dave Staugas · 1196 Borregas Ave. · Sunnyvale · California 94088-3427 · U.S.A..
Erik Simon
Nr. 4 · Mai 1989 |