Das Interview | |
Erik Simon erzählt von Lionheart Lionheart - Dieser Name wird in Zukunft für technische Brillanz und spielerischen Hochgenuss stehen. Wollen Sie mit diesem Spiel unbedingt noch einmal zeigen, was auf dem Amiga möglich ist? Wirtschaftliche Aspekte scheinen bei diesem Projekt wenig ausschlaggebend gewesen zu sein. Lionheart ist tatsächlich ein Produkt, das hauptsächlich aus Leidenschaft heraus entstanden ist. Programmierer Erwin Kloibhofer und Grafiker Henk Nieborg hatten nach ihrem recht unbekannten Freelanceprodukt Ghost Battle den Wunsch, ein wirklich herausragendes Actionspiel für den Amiga zu machen. Bei mir rannten sie damit offene Türen ein. Wir setzten uns das Ziel, ein Spiel zu machen, das wir uns selbst auf einer Konsole kaufen würden. Eigentlich eine ziemlich größenwahnsinnige Zielsetzung, aber beim Thalion-Entwicklungsteam wird das kaufmännische Gewissen oft von dem Wunsch übertönt, ein einmalig gutes Projekt zu machen. Thalion zeigt als eine der wenigen Firmen noch den alten "Freak"-Charakter. Man feilt solange herum, bis man wirklich zufrieden ist. Wollen Sie diese Einstellung beibehalten? Wie die meisten Softwarefirmen im Unterhaltungsbereich, haben auch wir tatsächlich unsere Wurzeln im Bereich der "Freaks". Vier Jahre gibt es Thalion nun schon, und in dieser Zeit haben wir natürlich viel gelernt und manche bittere Pille geschluckt. Wir wissen nun, was man an Zeit und Geld in eine Entwicklung stecken kann, um zumindest finanziell zu überleben. Das Wichtigste ist jedoch bei uns das Erfolgserlebnis. Daher gehen wir leider, bzw. zum Glück, immer wieder an die kaufmännisch sinnvolle Grenze. Wir werden dies auch weiterhin tun, selbst wenn ich mir manchmal wünsche, dass der europäische Markt so stark wie der amerikanische wäre. Dann würden sich unsere zahllosen Überstunden in Form von höheren Verkaufszahlen bezahlt machen. Wie kam es, dass die Geschäftsleitung diesem Projekt zustimmte? Das weiß Willi Carmincke, unser Geschäftsführer, wohl selber nicht mehr genau. Ursprünglich sollte Lionheart schon im Sommer fertig sein. Als sich dann aber die Qualität des Spieles zu zeigen begann, war auch Willi begeistert, und wir verschoben unseren Veröffentlichungstermin auf Weihnachten und schließlich darüber hinaus. Heute sehen wir Lionheart als krönenden Abschluss unserer Action-Entwicklungen auf dem Amiga, oder allenfalls als letzte Versuchsrakete. Wir hoffen zwar, unsere Entwicklungskosten wieder hereinzubekommen, aber wir glauben nicht daran. Wenn auch Software dieser Qualitätsstufe kopiert, anstatt verkauft wird, wird Lionheart unser letztes Actionspiel auf dem Amiga sein. Bevor wir uns jedoch vom Amiga verabschieden müssen, wollen wir dafür sorgen, dass man uns zumindest vermisst. Amiga Games 2/93 |