Games im Blickpunkt
Voller Entsetzen nahm Ambermoon-Programmierer Karsten Köper die Nachricht auf, dass er die besten Rollenspiele auf dem Amiga bewerten soll. Es gibt nichts Besseres als Ambermoon, war sein Kommentar. (Amiga Games Vorschau auf die Ausgabe 7/93)
Für die Rollenspieler gilt Karsten Köper als die deutsche Ausgabe von Richard Garriott, schuf er doch mit Amberstar das deutsche Rollenspiel schlechthin. Nun befragten wir ihn zu aktuellen Spielen. Erstaunliches kam zu Tage!
Karsten Köper ist nun seit mittlerweile fast drei Jahren bei der Gütersloher Softwareschmiede Thalion. Unermüdlich werkeln Karsten und sein Team an dem Amberstar-Nachfolger Ambermoon, das die Amiga-Rollenspieler zum monatelangen Verschwinden von der Bildfläche veranlassen dürfte. Noch ist es jedoch nicht soweit. Um die Wartezeit etwas zu verkürzen, ließen wir einmal Karsten Köper aktuelle Spiele bewerten. Darunter befinden sich auch die aktuellen Rollenspielhits des Amigas.
Gobliins 2
Ich hätte nie gedacht, dass Coktel Vision
einmal ein Spiel herausbringen würde, welches mir
gefällt. Ich weiß wirklich nicht, wieso einige Leute so
viel Gefallen an Inca finden. Nichtsdestotrotz hat mich
Gobliins 2 in seinen Bann geschlagen. Die Grafik ist
kunterbunt und jedes Rätsel ist nach einigen Anläufen
gut zu schaffen. Doch die Hauptsache ist, dass ein guter
Gag nach dem anderen folgt. Ich hoffe nur, dass die
Umsetzung von Gobliins 3 auf den Amiga genauso gut wird.
Abandoned Places 2
Warum müssen die Leute denn andauernd versuchen, Dungeon
Master nachzumachen? Warum können sie denn nicht
wirklich neue Ideen ins Spiel einarbeiten? Genauso, wie
mich auch schon der erste Teil von Abandoned Places
gelangweilt hat, tut das auch der zweite. Da spiele ich
doch lieber den originalen Dungeon Master, denn dort
kommt auch heute noch eine gewaltige Atmosphäre auf.
Desert Strike
Echt lobenswert, welche Anstrengung Electronic Arts bei
Desert Strike unternommen hat. Ich habe Desert Strike
schon einige Zeit vorher mit Begeisterung auf dem Mega
Drive gespielt, und kann nur sagen, dass die
Amiga-Version wirklich toll geworden ist. Die
Sound-Effekte haben noch einmal einen kräftigen Zuschlag
erhalten und stecken jetzt das Mega Drive locker in die
Tasche. Außerdem möchte ich hier einmal anmerken, dass
ich das ganze Geblabber um die Kriegsverherrlichung durch
solche Spiele wie Desert Strike total blöde finde. Ich
spiele ganz gerne einmal einen Typen wie Rambo oder
befehlige eine Armee in einem guten Strategiespiel wie
Empire. Deshalb gehe ich aber nicht auf die Straße und
schlage jemanden zusammen, denn für mich ist ein Spiel
immer noch ein Spiel. Es sollte jedem selbst überlassen
sein, welche Spiele er spielt, um seinen Spaß und sein
Vergnügen daran zu finden. Ich finde es immer noch
besser, Krieg zu spielen, als ihn, wie diese verrückten
Serben oder all die anderen, die immer noch nichts aus
den Kriegen unserer gemeinsamen Welt gelernt haben, auf
reale Weise mitzuerleben.
Dynablaster
Jedem, der einen Amiga besitzt und keine PC Engine, muss
man dieses Spiel einfach ans Herz legen. Dynablaster ist
der Knaller schlechthin, bei mindestens drei oder besser
noch fünf Mitspielern. Ich habe mit meinen Freunden ein
paar köstliche Stunden vor dem Monitor verbracht,
außerdem ist es fantastisch festzustellen, zu welchen
Äußerungen man seine Freunde bringen kann, wenn sie
gerade mal wieder in die Luft gejagt worden sind.
Legends of Valour
Die Macher von LoV haben sich zwar Mühe gegeben, eine
einigermaßen anständige Version für den Amiga zu
entwickeln, das hilft dem Spiel jedoch keinen Deut, da es
tödlich langweilig wird. Hat man sich erst einmal an den
Bitmap-Polygonen sattgesehen, sofern das durch die
Gucklochgröße des Dungeonausschnitts auf dem Amiga
überhaupt möglich ist, wird das Programm schnell
langweilig. Es kommt einfach kein richtiger Spielspaß
bei LoV auf. Vielleicht hätte man die flüssigen
Dungeons weglassen und sich mehr auf das Spiel
konzentrieren sollen.
The Legend of Kyrandia
Dieses Adventure reiht sich nahtlos in die Reihe von
guten Abenteuerspielen wie Monkey Island oder Indiana
Jones ein. Auf jeden Fall haben die Leute von Westwood
mehr Ahnung vom Amiga als all die anderen, denn ihr
Kyrandia ist auf dem Amiga technisch besser als die
Spiele von Lucas Arts und Sierra. Ein anderer Pluspunkt
von Kyrandia ist die herrlich bunte Grafik und die tolle
Story. Nicht zu vergessen wäre, dass mir der Bösewicht
Malcolm hervorragend gefällt.
Amiga Games 7/93
Karsten & Konkurrenz
Wir haben Karsten zu seiner Meinung über die Rollenspiele der letzten Zeit befragt. Er sieht dies nicht als Vergleich mit seiner eigenen Arbeit an, sondern betrachtet die Konkurrenz mit fast zwölfjähriger Erfahrung auf dem Computersektor.
PC Games Sonderheft 1
Promi-Charts
Diesmal erwählt Erik Simon, Spieleproduzent bei Thalion Software zu Gütersloh ("Airbus", "Amberstar"), seine fünf PC-Lieblinge (und geizt dabei nicht mit flotten Kommentaren).
Ultima Underworld
II
Der Trip auf 50 MHz. Hätten wir 10× mehr Geld
und Leute, hätten wir das zuerst rausgebracht,
Grummel!
Comache
Unverschämtheit: 'Ne 3D-Methode, von der wir anfangs
nicht mal wussten, wie sie überhaupt funktioniert.
Ultima VII
Tolles Spiel, aber nur auf 50 MHz erträgliche
Geschwindigkeit. Die spinnen, die Texaner.
Alone in the Dark
Originelle Darstellungsmethode, erstklassige Animationen.
Indiana Jones and
the fate of Atlantis
Das einzige Anklick-Adventure, das mich fasziniert hat.
PC Player 4/93