Neue Wege gehen: Perestroika bei Ariolasoft?


Willi Carmincke
Wenn das Stichwort Softwarevertrieb fällt, dann denken sicherlich viele von Ihnen an einen Namen, der seit 1983 im deutschen Softwaremarkt eine bedeutende Rolle spielt: Ariolasoft. Seinerzeit unter den Fittichen der Schallplatten-Division von Bertelsmann (ARIOLA) gegründet, haben sich die Wege des Mediengiganten und seines Softwareablegers getrennt. Dies wird sich auch in einem neuen Namen und einer neuen Firmenphilosophie niederschlagen. Beides sorgte in letzter Zeit für Schlagzeilen, nachdem ein zunächst geplanter Namenswechsel in United Software platzte.

So ist der neue Name von Ariolasoft dann auch zur Zeit Gesprächsthema Nummer eins. Spätestens bis Ende 1990 wird man sich eine neue Benennung überlegt haben müssen, die die neue Firmenphilosophie der vereinigten Softwarelabels ausdrückt.

Gegründet wurde Ariolasoft mit den 1983 Marktbedeutung erlangenden Telespielen. Man nahm damals das VCS-Atari-System (Activision) unter die Fittiche. Mit dem Aufkommen der 8-Bitter, insbesondere des C-64, wuchs Ariolasoft in den Markt der Computerspiele hinein. 1988 beschloss Bertelsmann dann, sich von diesem Marktsegment zu trennen.Offenbar passte die Spielesoftware nicht zum Konzept des Medienriesen. Seitdem arbeitet Ariolasoft selbständig unter der Leitung des Geschäftsführers Hans-Joachim Krusche. Die Trennung von Bertelsmann brachte natürlich einen Zuwachs an Flexibilität mit sich, die im harten Geschäft um die Spielesoftware auch erforderlich ist, will man dabei ein Wörtchen mitreden. Und das tut Ariolasoft allemal, verweist man doch stolz auf die 45% Marktanteile, die man in Deutschland innehat. Bis zur Realisierung des neuen EG-Marktes 1992 strebt Ariolasoft einen Marktanteil von 70% an, erklärte Marketingchef Willi Carmincke der ASM-Redaktion. Schließlich ist hierzulande der zukunftsträchtige 16-Bit-Markt ca. dreimal so groß wie der englische. Optimistisch sieht man der Zukunft als Vertriebsverbund der in Ariolasoft vereinigten Softwarelabels entgegen. Durch engeres Zusammenrücken mit den durch Ariolasoft vertriebenen Softwarehäusern will man einen besseren Service und mehr Nähe zum Softwarekäufer erreichen. Dazu gehört auch eine entsprechende Preispolitik, die natürlich von den Vertriebshäusern ausgehen müsse, sagte Carmincke. Als starker Verbund von verschiedenen Softwarelabels ließe sich hier in Zukunft einiges tun, erklärte er weiter. Dazu gehöre auch, die Vertriebswege zu optimieren und die Einzelhändler zu stärken, die in Deutschland eine wesentlich kleinere Rolle spielen als in England. Der Löwenanteil des Softwareverkaufes läuft nämlich hierzulande über die Kaufhäuser, eine Tatsache, die vielen Usern nicht bewusst ist. Da wird die Betreuung des Kunden über das Vertriebshaus Ariolasoft natürlich besonders wichtig. Das fängt bei Produktinformation an und hört bei der Hotline, die noch verbessert werden soll, lange noch nicht auf.

Wie funktioniert nun Softwarevertrieb? Die nebenstehende Zeichnung zeigt Vertriebs- und Kommunikationswege zwischen Herstellern, Ariolasoft und Kunden, also Ihnen.

Auch in Zukunft will Ariolasoft zusammen mit den Label-Partnern für gute Unterhaltung sorgen, resümierte Wolfram von Eichborn, ebenfalls im Marketing tätig. Vorläufig darf man noch gespannt sein, wie sich das Vertriebshaus demnächst nennen wird. Wie heißt es so sinnig? Nomen est Omen!

Martina Strack (ASM Special Nr. 6)


Wolfram von Eichborn