Wenn Sie das nebenstehende Logo schon kennen,
dann gehören Sie sicherlich auch zu den Millionen, die
Dank Schwarz-Schilling und seinem Kabelfernsehen den
Fernsehsender West3 empfangen können. Es könnte
natürlich auch sein, dass Sie im Einzugsbereich dieses
Senders wohnen. Außerdem wird man bei Ihnen ein
Interesse an Computern und Computerspielen voraussetzen
dürfen, denn sonst hätten Sie sich diese Sendung
vermutlich nicht auf den heimischen Bildschirm geholt,
geschweige denn diese Zeitschrift gekauft. Seit Dezember 1988 strahlt der Westdeutsche Rundfunk "Highscore" aus. ASM-Redakteurin Martina Strack war bei der ersten Sendung in diesem Jahr am 18. März live dabei und wird Ihnen ein wenig davon erzählen, wie die 30 Minuten "Highscore" zustandekommen, von Vorbereitungen, Generalprobe, dem Lampenfieber der Mitwirkenden und dem damit verbundenen Kaffeekonsum. Schauen Sie mit ihr hinter die Kulissen der Computersendung "Highscore"! |
Stellen Sie sich also vor,
ein ASM-Redakteur wird von einem WDR-Redakteur angerufen.
Der WDR-Redakteur, der die Sendung zusammenbastelt, heißt
Peter Helling und fragt mich rund raus, ob ich nicht Lust
hätte, in der Sendung "Highscore" als
Gastkritiker aufzutreten. Klar hatte ich Lust! Dann kommt
die Arbeit. Vorbereitung Ich schreib' also auf, welche Szenen ganz sinnvoll wären, schicke das Ganze an Peter, der alles an die Agentur weiterleitet. Drei Tage vor der Sendung sind die Bandaufnahmen gemacht und ich begebe mich auf den Weg nach Köln in die heiligen Hallen des WDR. Peter will sich mal begucken, wer das ist, der da ca. fünf Minuten live ein Sprüchlein aufsagen soll. Außerdem müssen die Szenenschnitte festgelegt werden. Drei Tage vor der Sendung Auf die MAZ-Bänder bezogen heißt das, dass die Agentur überhaupt nur vier Spiele von den sechsen aufgenommen hat. Außerdem fehlen verschiedene Szenen. Wir beschließen, eben die vier Games zu nehmen, die auf Band aufgenommen sind. Etwas anderes bleibt uns auch nicht mehr übrig, die Zeit bis zur Sendung ist zu knapp. Es erscheinen nun: LED Storm, Zany Golf, International Karate + und Prospector. Der nächste "Unfall": Von Prospector wurde nur das Aufwärmlevel aufgezeichnet. Es fehlen praktisch alle Features. Schnelle Entscheidung: Wir werden versuchen, noch direkt vor der Sendung ein MAZ-Band zu ziehen und dazuzuschneiden. Entweder es klappt, oder es klappt nicht (irgendwie logisch)! Dann krieg' ich von Peter noch ein paar gute Ratschläge zum Text (von wegen Live-Sendung und so). Er meint, ich sollte mir nur Stichpunkte zu den einzelnen Spielen machen. Vom Zettel ablesen ist in der Sendung sowieso nicht drin. Schön! Im Studio Geht man durch die Gänge hindurch in das Studio, kann man sich kaum vorstellen, wie groß der gesamte Studioraum ist und wie klein dagegen der Teil, in dem später die Sendung stattfinden wird. Überraschend ist auch, dass auf dem Fernsehschirm alles viel größer und weitläufiger wirkt als es tatsächlich ist. Geschickte Kameraführung macht es möglich!
Nachdem die Technik im Großen und Ganzen erledigt ist (noch immer wuseln Leute hin und her, die irgendwelche Strippen von A nach B verlegen), wird angetestet: Stellprobe, Sprechprobe, Ablaufprobe. Wir Mitwirkenden beobachten die Szene interessiert und warten auf das Lampenfieber, das sich unweigerlich einstellen wird.
Schließlich werden wir in den Kulissen verteilt, d.h., jeder bekommt gesagt, von wo nach wo er laufen, bzw. wo er sich wann hinsetzen oder stellen soll. Für mich hat man sich einen Standplatz ausgesucht. Zwei Kameras sehe ich auf mich gerichtet, zwischen denen umgeschaltet wird. Dann gibt es genauere Anweisungen: Erst freundlich in die eine Richtung gucken, dann freundlich in die andere Richtung gucken und so weiter. Auf dem Boden wird mit einem Klebestreifen markiert, wo ich nachher stehen soll. Direkt vor mir befindet sich ein ziemlich großer Monitor, auf dem später das MAZ-Band mit den aufgenommenen Spieleszenen ablaufen wird. Zu dem, was auf dem Monitor (und natürlich parallel dazu auf den heimischen Fernsehern) zu sehen ist, muss ich unmittelbar etwas sagen. Generalprobe Zwischenzeitlich haben wir in der Kantine schon einige Tassen Kaffee zu uns genommen. Der Synchronübersetzer, der das Interview mit den beiden Mikes von "fissionship" (The Kristal, erschienen bei Prism Leisure) sprachlich managen wird, übersetzt schonmal "auf Probe", was wir uns erzählen, damit er sich auf die beiden Engländer einstellen kann. Es klappt prima! Dann kommt Peter zu uns. Es geht los! Noch bevor Zuschauer ins Studio kommen, werden die Beiträge in der Reihenfolge durchgespielt, in der sie eine Stunde später live über den Sender gehen sollen. Zuerst erfolgt die Probe des Highscore-Spielwettbewerbes mit den drei Kandidaten.
Danach wird ein vorgefertigter Beitrag über bewegte Computergrafik über die Monitore gejagt. Es folgt die Überleitung zu Michael Sutin und Michael Haig, die zu ihrem Spiel "The Kristal" von Moderatorin Ute befragt werden. Nach dem Interview mit "Mike und Mike" bin ich dran. Tja, was soll ich Ihnen erzählen; die Generalprobe war für mich ein Debakel, da die Zeit für die einzelnen Spieleszenen wirklich schwer abzuschätzen war, wenn man das MAZ-Band in seiner Gesamtheit noch nicht gesehen hat. Ich habe mich mit dem Gedanken getröstet, dass es nach einer verpatzten Generalprobe ja nur noch besser werden kann. Schließlich geht noch das Gespräch mit dem BPS-Vorsitzenden Stefen über die Bühne.
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Letzte
Korrekturen Nach der Generalprobe bleibt noch eine Stunde Zeit bis zur Sendung. Ich werde nervös, wage gar nicht daran zu denken, dass ich in der Sendung womöglich sprachlos dastehe, während das MAZ-Band mit den Spieleszenen unaufhörlich abgespult wird. Apropos MAZ-Band. Die Aufnahme von Prospector muss ja noch gemacht werden! Schnell wird die Diskette herbeigeholt. Ich schnappe mir einen Joystick, wähle das letzte Level aus, Countdown läuft - jetzt! Das MAZ-Band beginnt mit der Aufnahme, ich fange an, die beiden Figuren durch den ersten Raum zu steuern, versuche mich zu erinnern, wie der richtige Weg war. Hektik. Da! Schon ist es passiert: Ein Fehler, und die Aufnahme muss wiederholt werden. Noch mehr Hektik. Im zweiten Anlauf gelingt es dann. Die Technik atmet auf - ich auch. Während ich mich auf den Weg in die Kantine mache, wird die alte Prospector-Szene gegen die eben aufgenommene ausgetauscht. In der Kantine sitzen wir dann wieder zusammen. Die Spannung steigt, der Kaffeekonsum auch. Jeder versucht sich auf seine Weise auf die Live-Sendung vorzubereiten. Ich gehe auf und ab, rezitiere im Kopf mein Konzept, versuche, nicht ganz so nervös zu sein. Warten. Dann ergießt sich ein Schwall Zuschauer durch die Gänge hindurch ins Studio. Neugierig begucken wir die Zuschauer, neugierig gucken die Zuschauer zurück. Gleich geht es los! Die halbe Stunde der Wahrheit
Wir anderen schauen auf den Monitor, auf dem wir das Geschehen beobachten können; hinter dem schwarzen Vorhang, versteht sich. Dann wird der "Highscore"-Vorspann abgefahren. Die Würfel sind gefallen, rien ne va plus!
Flüsternd kommentieren wir Wartenden unsere Nervosität, während ein Programmpunkt nach dem anderen abläuft. Gleich sind Mike Sutin und Mike Haigh an der Reihe, verabschieden sich von mir. Wir wünschen uns gegenseitig alles Gute.
Nach diesem Beitrag bin ich dran, bekomme ein Zeichen, dass ich mich jetzt an meinen Platz begeben soll. Dann die Begrüßungsformel von Moderatorin Ute, ich schau in die Kamera, weiss nicht, wann die Kamera läuft, weil das rote Lämpchen kaputt ist. Mit halbem Auge beobachte ich den Monitor, auf dem gleich die Spielszenen ablaufen werden. In diesen Minuten arbeitet das Gehirn auf Hochtouren. Später erzählt mir Mike Sutin, dass es ihm ähnlich ergangen ist.
Nach schier endlos langer Zeit stellt Ute die Abschlussfrage. Ich verlasse das Studio. Ganze Felsbrocken fallen mir vom Herzen. Geschafft! Den Rest der Sendung verfolgen wir von der Kantine aus. Glückwünsche werden verteilt.
Nachdem der Abspann über den Monitor geflimmert ist, sind wir alle im Großen und Ganzen zufrieden. Die Zuschauer verlassen das Studio, und sofort werden neue Kulissen für die nächste Live-Sendung aufgebaut. Am Abend sitzen wir noch beisammen, rekapitulieren die Sendung und sind uns einig, dass es trotz der Aufregung Spaß gemacht hat. Schließlich ist doch eine Menge Arbeit und Aufwand erforderlich, von denen der Zuschauer der 30-Minuten-Live-Sendung kaum etwas zu sehen bekommt. Mein Applaus geht an die Macher von "Highscore", die Hintermänner und -frauen, denen wir solche Produktionen zu verdanken haben. Martina Strack (ASM Special Nr. 6 1989) |